JOBWECHSEL 2023

JOBWECHSEL 2023

Zehn Signale, dass ein beruflicher Neustart nötig ist

Ob Sparkurs, Umstrukturierung oder innerer Rückzug: Die Notwendigkeit eines Jobwechsels kündigt sich auf unterschiedliche Arten an. Diese Signale legen einen Neustart nahe.

 

Woran auch Sie erkennen, dass es Zeit für einen Wechsel ist, hat das Handelsblatt mit Coachin Stefanie Rätker und Julia Pradel, Expertin für Personalveränderungsprozesse bei der Unternehmensberatung von Rundstedt, besprochen. Hier finden Sie zehn Signale, die einen beruflichen Neuanfang nahelegen.

1. Veränderungen im Arbeitsumfeld können Jobwechsel erfordern

Umfangreiche Change-Prozesse in Unternehmen können Jobs gefährden. Durch Restrukturierungen, Übernahmen oder rigorosen Sparkurs können die eigenen Tätigkeiten infrage stehen. „Mancher Angestellte kann in seiner beruflichen Rolle dann nicht mehr so wirksam sein wie gewohnt und gewollt“, sagt Stefanie Rätker. Ist das der Fall, ist es womöglich Zeit für einen Wechsel.

2. Interessenkonflikte und unterschiedliche Auffassungen

In zentralen Fragen nicht auf einer Linie mit den Chefs zu sein, birgt für führende Beschäftigte Konflikte. Wer über die Ausrichtung des Unternehmens anders denkt als Geschäftsleitung oder Anteilseigner, sieht selten einen Raum für einen Konsens. Dann können Werte kollidieren.

„Beschäftigte, die sich mit dem eigenen Arbeitgeber nicht mehr identifizieren, sollten mittelfristig über einen Jobwechsel nachdenken“, sagt Expertin Julia Pradel. Andernfalls würden sie die eigene Verbundenheit zu ihrem Job und ihre Leistungsfähigkeit gefährden.

3. Auseinanderentwicklung zwischen Mitarbeitern und Führungskräften

Es gab ein Treffen der Führungsriege mit einem Investor, und Sie als wichtiger Part waren nicht dabei? Jemand wurde hinter Ihrem Rücken angeworben oder schon eingestellt? „Werden über den Kopf eines Mitarbeiters hinweg Entscheidungen getroffen, die auch ihn betreffen, oder wird er nicht mehr in Wichtiges einbezogen, ist das ein Alarmsignal“, sagt Beraterin Rätker. „Die Person steht dann schon ein Stück weit auf dem Abstellgleis.“

4. Die eigene Rolle im Unternehmen ändert sich

Auch das Stellenprofil kann sich wandeln. „Die Anforderungen und die Arbeitsbelastung für Beschäftigte steigen durch den allgemeinen Transformationsdruck gerade enorm an“, sagt Personalexpertin Pradel. „Trennungen in bestimmten Bereichen lassen sich kaum vermeiden.“
Der Job entspricht im Inhalt nicht mehr dem, was Sie gern machen oder können? Dann sollten Sie prüfen, ob Sie das noch mittragen wollen.

5. Kollegen erhalten die Kündigung: Signal für den Jobwechsel

Wenn es einen Aderlass an wichtigen Stellen eines Unternehmens gibt, könnte das eine größere Kündigungswelle ankündigen. „Oft ist das ein Anzeichen, dass der Besen durch die Belegschaft fegt“, sagt Organisationsberaterin Rätker. Auch Sorgen unter Kollegen sollten Sie aufhorchen lassen. „Wo möglich, empfiehlt sich jetzt ein Gespräch mit der Führungskraft, gesetzt den Fall, sie kann, möchte und darf darüber sprechen.“

6. Neue inhaltliche Interessen: Interner Jobwechsel möglich

Auch positive Szenarien können einen Jobwechsel auf die Agenda bringen: etwa neue Interessen und Wünsche eines Mitarbeiters. Dabei ist es gut möglich, dass sich diese auch im eigenen Unternehmen durch eine andere Position umsetzen lassen.

„Will ich mich in ein spannendes Projekt oder eine Neuausrichtung aktiv einbringen und damit die Stelle wechseln, ist das ein guter Grund für ein Gespräch mit der Führungskraft“, sagt Beraterin Rätker.

7. Mangel an Motivation und Arbeitsanreizen

Sich schwerfällig auf den Weg zur Arbeit machen, den nächsten Tag fürchten oder Aufgaben vor sich herschieben, statt sie anzugehen: Das sind Indizien für einen Verlust an Motivation. „Nach einigen Jahren im Unternehmen haben Beschäftigte oft den Eindruck, dass sie in einer Sackgasse gelandet sind und bei ihrem aktuellen Arbeitgeber ihre nächsten beruflichen Ziele nicht erreichen können“, sagt Julia Pradel. Das sei oft tatsächlich der Zeitpunkt für einen externen Wechsel.

8. Fehlende Anerkennung im Job

Rückmeldung zu den eigenen Leistungen zu erhalten, ist notwendig und ein Kriterium für eine gute Arbeitskultur. Fehlt Anerkennung oder Sie bekommen Aufgaben, ohne dass die gelieferten Ergebnisse dann ein Thema sind, sollten Sie aufhorchen. Vor allem Leistungsträger geben sich oft mit weniger zufrieden als nötig.

„Stark intrinsisch motivierte und verantwortungsbewusste Beschäftigte interpretieren Aussagen wie ,Du bist einer unserer absoluten Leistungsträger‘ oder ,Ich setze mich für dich ein‘ häufig als Versprechen für eine Verbesserung ihrer Arbeitssituation“, so Von-Rundstedt-Beraterin Pradel. „Dies ist aber längst nicht immer der Fall.“

9. Jobwechsel bei Änderung der Lebensphase

„Es ist möglich, dass jemand im Spagat zwischen Familie und Beruf Unterstützung bei Entscheidungen braucht“, sagt Stefanie Rätker. Veränderungen im Privaten können den Wunsch bergen, die Arbeit an sie anzupassen, etwa Lebensphasen wie die Geburt eines Kindes. Werte ändern sich, berufliche und private Zielsetzungen kollidieren.

10. Erhalt eines besseren Jobangebots

Eines kann auch der Krisenmodus nicht aushebeln: den Fachkräftemangel. Vor allem in erfolgskritischen Unternehmensbereichen würden neue Experten und Fachkräfte gesucht, so Julia Pradel. „Sie bieten Kandidaten sehr lukrative Beschäftigungspakete.“

IT-Experten erhielten allein über Jobnetzwerke wie LinkedIn und Xing täglich Anfragen von Recruitern oder Headhuntern. Eine gute Basis, um erst mal beim eigenen Arbeitgeber wegen verbesserter Bedingungen anzuklopfen.

Quelle: Erstpublikation: 29.12.2022  Handelsblatt von Judith Schallenberg-Kappius

Quelle Titelbild: Pixabay (geralt)